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Grippesaison 2022/23: Zweithöchste Zahl seit Einführung der Meldung

Über 30.600 Fälle in Sachsen

Ende April wurde der Berichtszeitraum der Influenzasaison 2022/23 abgeschlossen. Er umfasste die 40. Kalenderwoche (KW) 2022 bis einschließlich die 17. KW 2023. In diesem Zeitraum wurden in Sachsen 30.675 Influenza-Fälle gemeldet (Influenza A: 27.079 Fälle; Influenza B: 1.139 Fälle; sowie Influenza A/B nicht differenziert: 2.457 Fälle). Dies war nach der bisherigen Rekordsaison 2017/2018 mit insgesamt 47.765 damals gemeldeten Influenza-Erkrankungen die zweithöchste Fallzahl seit Einführung der elektronischen Meldung gemäß Infektionsschutzgesetz (IfSG).

Pandemiebedingt war in der Saison 2020/21 weder in Deutschland noch in anderen europäischen Staaten eine Grippewelle nachweisbar. Auch in der Vorsaison 2021/22 war mit insgesamt nur 1859 Erkrankungsfällen nur eine vergleichsweise geringe Influenza-Aktivität zu verzeichnen, die deutlich unter dem Niveau der vorpandemischen Saisons lag.

Gesundheitsministerin Petra Köpping: »Nach zwei Grippe-Saisons mit einer nur geringen Influenza-Aktivität hat sich die Befürchtung, dass die Influenzaviren in dieser Saison auf eine besonders empfängliche Bevölkerung treffen und somit eine starke Grippewelle auslösen, erfüllt. Grippe ist keine harmlose Erkrankung und der Anstieg der Fallzahlen alarmierend. Die gute Nachricht ist, dass wir uns und unsere Angehörigen davor schützen können – und zwar durch Hygienemaßnahmen sowie eine sichere und gut verträgliche Impfung, die bei jeder Ärztin, jedem Arzt kostenfrei erhältlich ist. Bitte nutzen Sie dieses Angebot und falls Sie Fragen haben oder unsicher sind, sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin, Ihrem Hausarzt.«

Die Saison 2022/23 war in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Neben Kindern im Alter bis einschließlich 14 Jahren war auch die Altersgruppe der 25- bis 49-Jährigen mit 28 Prozent besonders stark betroffen. Seniorinnen und Senioren im Alter von über 70 Jahren stellten 11 Prozent der Fälle. Qualifizierte Bewertungen bezüglich des Impfstatus sowie der Hospitalisierungsrate sind auf Grund fehlender Datenerfassung, die durch die hohen Fallzahlen im Dezember 2022 bedingt war, nicht mehr möglich. In der Saison 2022/2023 wurden in Sachsen insgesamt 127 Influenza-Todesfälle übermittelt. Bei den Verstorbenen handelte es sich um 62 männliche und 65 weibliche Personen im Alter zwischen 9 und 109 Jahren (Altersmedian: 85). Drei der Betroffenen waren aktuell gegen Influenza geimpft. Somit wurde in der Saison 2022/2023 nach der Saison 2017/2018 mit 168 gemeldeten Todesfällen die zweithöchste Zahl an Influenza-bedingten Todesfällen seit IfSG-Einführung im Jahr 2001 registriert.

Eine erste, sehr ausgeprägte Influenza A-Welle (dominierender Subtyp A(H3N2)) hatte in der 43. KW 2022 und damit zu einem ungewöhnlich frühen Zeitpunkt begonnen. Während in den vorpandemischen Saisons die Grippewelle meist erst im Januar begann, erreichte sie in der diesjährigen Saison ihren Gipfel noch vor dem Jahreswechsel im Zeitraum von der 49. bis zur 51. KW und endete mit der 1. Woche 2023. Ab der 9. bis zur 14. KW 2023 wurde dann eine RKI-bestätigte zweite, durch Influenza B-verursachte, moderate Grippewelle verzeichnet. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich eine Influenza B-Welle einer vorangehenden Influenza A-Welle anschließt, jedoch gehen diese Wellen in der Regel fließend ineinander über und die Influenza B-Welle verlängert die Influenza A-Welle. In der nun abgeschlossenen Saison kam es aber zu einem deutlichen Abfall der Influenza-Aktivität und einer bisher nicht beobachteten Unterbrechung der saisonalen Influenza-Welle zum Jahresbeginn 2023 von mehreren Wochen.

Auch aktuell ist die Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen immer noch vergleichsweise hoch und auf die Zirkulation verschiedener respiratorischer Viren zurückzuführen, die auch während der gesamten Saison neben Influenzaviren zum Erkrankungsgeschehen beigetragen haben. Sicherlich haben eine gesteigerte Surveillance und eine Zunahme labordiagnostischer Nachweise mit zum Anstieg der Meldezahlen beigetragen, nichtsdestotrotz liegt jedoch eine Saison mit außergewöhnlich hoher Krankheitslast hinter uns. Innerhalb des sächsischen Influenza-Sentinels wurden im Zeitraum zwischen der 40. KW 2022 und der 17. KW 2023 insgesamt 368 Rachenabstriche untersucht, von denen 93 Influenza-positiv (92 x Influenza A, davon 5 als A(H1N1)pdm09 und 86 als A(H3) subtypisiert sowie 1 x Influenza B) getestet wurden.

Weitere Informationen

Da Influenza-Viren hauptsächlich über den direkten Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen werden, haben vor allem Personen die (z. B. berufsbedingt) viel Kontakt mit anderen Menschen haben, ein erhöhtes Infektionsrisiko. Kein Impfstoff bietet einen hundertprozentigen Schutz. Vor allem vulnerable Personengruppen wie beispielsweise ältere oder chronisch kranke Menschen, entwickeln zum Teil nicht die gewünschte Immunantwort. Demzufolge ist ein Impfschutz insbesondere für Angehörige, Betreuungspersonen sowie medizinisches Personal wichtig, damit diese die Influenza nicht auf die Risikogruppen übertragen können.

Außerdem ist die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufs für Schwangere sowie für Menschen mit chronischen Grunderkrankungen wie Herz-, Atemwegs-, Leber-, Nierenerkrankungen, Diabetes mellitus oder Immundefekten deutlich größer. Für die genannten Personengruppen ist daher eine Impfung gegen Influenza besonders wichtig. Grundsätzlich wird sie seitens der Sächsischen Impfkommission als Standardimpfung für alle Personen ab dem 7. Lebensmonat empfohlen. Kein Impfstoff bietet einen hundertprozentigen Schutz. Vor allem Personengruppen (z. B. ältere oder chronisch kranke Menschen), deren Immunsystem generell weniger gut auf Impfungen anspricht, entwickeln zum Teil nicht die gewünschte Immunantwort. Demzufolge ist ein Impfschutz insbesondere für Angehörige, Betreuungspersonen sowie medizinisches Personal wichtig, damit diese die Influenza nicht auf die Risikogruppen übertragen können. Die Influenza-Schutzimpfung ist sicher und sehr gut verträglich.

Als mögliche Nebenwirkungen können, wie bei anderen Impfungen auch, Lokalreaktionen an der Impfstelle, leichtes Fieber oder Unwohlsein auftreten. Die Auslösung der Virusgrippe durch die Impfung ist dagegen nicht möglich. Aufgrund der sich ständig wandelnden Virusstämme ist es erforderlich, dass die Komponenten des Impfstoffes den mutmaßlich zirkulierenden Virusvarianten angepasst werden und eine jährliche Impfung erforderlich ist, zumal die Schutzwirkung der Impfung (individuell unterschiedlich) meist auch nur einige Monate anhält.

Die Influenzawelle breitet sich mit unterschiedlicher Intensität Jahr für Jahr, beginnend meist in den ersten Januarwochen, aus. Da es ca. 10 bis 14 Tage dauert, bis nach der Impfung ein entsprechender Schutz aufgebaut ist, sollte eine Schutzimpfung möglichst ab Herbst bis Jahresende vorgenommen werden.